Schorba, um ein Konzert der US-amerikanischen Band Max Resist sowie der deutschen
Gruppen Radikahl und Stahlgewitter zu besuchen. Angemietet worden war der Saal für
die Faschingsfeier eines Jugendclubs; eine Vorwarnung durch die Sicherheitsbehörden
gab es nicht. Erst nachdem Konzertbesucher am Ende des Abends randalierten, schritt die
Polizei ein. Bereits im September 1999 war Blood & Honour ein ähnlicher Coup in
Sachsen-Anhalt gelungen: unter dem Vorwand, einen Nachwuchswettbewerb auszurichten,
wurde das Kulturhaus in Garitz angemietet. Rund 2.000 Rechte bejubelten die Bands.
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TROUBLE UM ,,WHITE NOISE''. Anders das nun erschienende Buch ,,White Noise -
Rechts-Rock, Skinhead-Musik, Blood & Honour – Einblicke in die internationale
Neonazi-Musik-Szene''. Die HerausgeberInnen – das Antifaschistische Infoblatt,
die schleswig-holsteinische Antifa-Zeitung Enough is Enough und die ,,reihe
antifaschistischer texte'' im Unrast Verlag – bieten fundierte Recherchen
auch über den deutschen Tellerrand hinaus. Schon vor der Auslieferung an den
Buchhandel sorgte ,,White Noise'' in der Neonaziszene und insbesondere bei den
Strukturen des Blood & Honour-Netzwerkes für
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DIE ENTSCHEIDUNG. Die Bemühungen, das Buch von den Ladentischen fernzuhalten,
machen nach Ansicht der ,,White Noise''-HerausgeberInnen vor allem zwei Aspekte deutlich:
wegen drohender Verbote versuchen einzelne Blood & Honour-Aktivisten sich von dem ins
Visier der Strafverfolger geratenen Netzwerk zu distanzieren. Zum anderen setzen Anwälte
wie Kunze nach wie vor darauf, dass die rassistischen und antisemitischen
Botschaftenrechter Songs vor Gericht unter der Rubrik ,,Jugendsubkultur'' abgehandelt
werden.So verwundert es auch nicht, dass ein Münsteraner Gericht Kunzes Antrag auf
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Nach Angaben des Verfassungsschutzes war dies das größte rechtsextreme Konzert des
letzten Jahres – organisiert von Blood & Honour.
ALTE REZEPTE GEGEN RECHTS. Ähnlich wie bei der Anzahl der Konzerte ergibt
sich auch aus der Zahl rechtsextremer Bands und Vertriebe ein im Vergleich zum Vorjahr
fast gleichbleibendes Bild: Auf 93 Bands und 50 Vertriebe, die die rechtsextreme
Szene bundesweit bedienen, kamen die Sicherheitsbehörden. Auch wenn diese sich
nach jahrelanger Verharmlosung mittlerweile dazu durchgerungen haben, Musik als
,,wichtigste identitätsstiftende Klammer der rechten Skinhead-Szene'' zu bezeichnen,
bleiben die staatlichen Rezepte gegen die sich aus dem rechtsextremen Milieu rekrutierten
Blood & Honour-Strukturen die alten: akzeptierende Jugendarbeit, punktuelle
Repression durch Indizierung und Beschlagnahme rassistischer und antisemitischer CDs
sowie unpolitischer Aufklärungsschriften.
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Unruhe: Per einstweiliger Verfügung versucht Ulrich Großmann, Betreiber des in Coburg
ansässigen Versandes und Labels DIM-Records, die Auslieferung des Buches zu verhindern.
Großmanns Anwalt Klaus Kunze, bekannt u. a. als Verteidiger des bekannten Neonazis
Torsten Heise, behauptet, das Label seines Mandanten stelle – im Gegensatz zu den
Erkenntnissen der ,,White Noise''-Autoren – keineswegs eine Schnittstelle der
Neonazi-Skinhead-Szene dar. Auch mit Blood & Honour habe Großmann nichts zu tun,
denn die ,,örtliche Blood & Honour-Organisation'' stehe ihm ,,aus ideologischen Gründen''
feindselig gegenüber. Dass Großmann noch Ende 1999 Postkarten und CDs von bekannten
Blood & Honour-Bands anbot und Gruppen wie die hessischen ,,Chaoskrieger'' bei
DIM-Records ihre CD veröffentlichen konnten, spricht jedoch gegen Kunzes Behauptung.
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eine einstweilige Verfügung gegen den Unrast-Verlag ohne Nachfragen stattgab. Erst in der
zweiten Instanz wurde die einstweilige Verfügung zurückgewiesen und der
,,White Noise''-Sammelband konnte ausgeliefert werden. Das Landgericht Münster, das die
einstweilige Verfügung von Ulrich Großmann vom Coburger Nazilabel und Versand DIM-Records
abwies, erklärte in seiner Urteilsbegründung u. a., wer Poster des Blood & Honour
Gründers und Märtyrers Ian Stuard Donaldson im Versand anbiete und ansonsten
nationalsozialistische Ideologien verbreitet und sich damit explizit auch an ein
Blood & Honour Publikum wendet, der könne auch von den Autoren von White Noise
als ,,Schnittstelle der Neonazi-Skinhead-Szene'' bezeichnet werden.
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